Die Neuroborreliose – Bedeutung und Krankheitsbild
Die Borreliose ist die häufigste durch Zecken übertragene Infektionserkrankung in Europa. Als Multisystemerkrankung betrifft sie neben Haut, Gelenken, selten Herz oder Auge, regelmäßig auch das Nervensystem. Eine Neuroborreliose ist unter Berücksichtigung aktueller klinischer und mikrobiologischer Diagnosekriterien meist gut zu diagnostizieren und zu behandeln.
Eine leitliniengerechte antibiotische Therapie wird als effektiv angenommen, und das Wiederauftreten von auf eine akute Borrelieninfektion hinweisenden Symptomen nach antibiotischer Behandlung einer vorangegangenen Episode ist in der Regel durch eine Reinfektion bedingt. Nur bei einem geringen Anteil antibiotisch behandelter Patienten finden sich auch nach einer ausreichend langen Genesungszeit objektivierbare persistierende neurologische oder neuropsychologische Residuen. Entgegen dieser schulmedizinischen Einschätzung existiert in der Bevölkerung eine weit verbreitete Verunsicherung zu dieser in Medien und Internetplattformen sehr präsenten Erkrankung. So gibt es eine Vielzahl an Patienten, die aufgrund unspezifischer Beschwerden befürchten an einer Borreliose erkrankt zu sein.
Die Datenlage zu Epidemiologie und der Leistung der serologischen Diagnostik weist teils Lücken und somit Interpretationsspielräume auf. In der Praxis werden vielfach, begründet durch die unsichere Datenlage, nicht ausreichend validierte Testsysteme und darauf basierend therapeutische Interventionen eingesetzt.